Angst bei Hunden verstehen – warum Training oft nicht reicht
- Iris Mohr

- 15. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Angst ist ein natürlicher Schutzmechanismus - auch bei deinem Hund. Doch wenn sie chronisch wird oder sich generalisiert, beeinträchtigt sie nicht nur das Verhalten, sondern auch die Lebensqualität deines Hundes und auch deine. Viele Verhaltenstrainer:innen arbeiten mit Trainingstechniken zur Desensibilisierung oder Gegenkonditionierung, doch oft bleibt der gewünschte Fortschritt aus. Warum? Weil die emotionale Verarbeitungsbereitschaft fehlt. Hier setzt unser integrativer Ansatz an; eine soziale Unterstützung im Verhaltenstraining kombiniert mit dem gezielten Einsatz der Aromen können das Stresssystem regulieren und dadurch neue Lernerfahrungen möglich machen.

Inhaltsverzeichnis
Was ist Angst aus verhaltensbiologischer Sicht?
Angst ist eine Form negativer emotionaler Erregung, die auf eine subjektiv empfundene Bedrohung reagiert – unabhängig davon, ob diese real ist oder nicht. (Ich habe mich neulich vor einem schwarzem Ladekabel im Bett erschrocken, was nun wirklich eine unrealistische Angst war, über die ich schnell lachen konnte.) Sie unterscheidet sich von Furcht durch ihren unbestimmten, oft situationsübergreifenden Charakter. Nach Dr. Feddersen-Petersen (Ethologin und Fachtierärztin für Verhaltenskunde) ist Angst beim Hund ein komplexes Emotionsgeschehen, das mit spezifischen Verhaltensmustern einhergeht – wie dem Zeigen von Meideverhalten, stark erhöhter Vigilanz (Wachsamkeit) oder Übersprungsverhalten. Gleichzeitig wird das autonome Nervensystem aktiviert (Sympathikus), was sich u. a. in erhöhter Herzfrequenz, Muskeltonus oder Magen-Darm-Reaktionen zeigt.
Wichtig für Hundetrainer:innen/Verhaltensberater:innen: Wer nur am sichtbaren Verhalten ansetzt, greift zu kurz. Die emotionale Bereitschaft für Lernen entsteht nur, wenn sich der Hund innerlich sicher fühlt. Das kann bei manch einem Hund ein bestimmter Ort sein, es kann ein Eingebunden sein in einem sozialen Kontext, oder ein Bindungspartner, was durchaus der Mensch sein kann.

Warum reines Training oft an seine Grenzen stößt
Verhaltenstraining basiert auf Lerntheorie. Doch Lernen ist immer kontext- und emotionsabhängig. Ein Hund, der sich subjektiv bedroht fühlt, ist kognitiv eingeschränkt: Reize werden verzerrt wahrgenommen, Reaktionen sind impulsiver, die Fähigkeit zur Reizverarbeitung reduziert sich.
Häufige Trainingshürden bei Angsthunden:
Der Hund kann sich nicht auf Futter oder Signale konzentrieren
Er „friert ein“ oder reagiert mit Flucht – trotz ruhiger Umgebung
Fortschritte zerfallen bei kleinster Änderung der Situation
Die Ursache liegt meist im limbischen System – nicht im Training.

Der Einfluss von Aromen auf emotionale Verarbeitungsprozesse
Der Geruchssinn ist direkt mit dem limbischen System verknüpft – jenem Teil des Gehirns, der Emotionen verarbeitet. Prof. Dr. Hanns Hatt beschreibt, wie bestimmte Moleküle aus ätherischen Ölen über die Riechschleimhaut aufgenommen werden und unmittelbar auf neuronale Schaltkreise wirken können.
Belegte Wirkungen bei bestimmten Aromen (Beispiele aus Studienlage):
Lavendel (Lavandula angustifolia): anxiolytisch (gegen Angst wirkend), entspannend auf das ZNS
Neroli (Citrus aurantium): beruhigend, spannungslösend
Weihrauch (Boswellia sacra): modulierend auf Atemmuster und vegetatives Nervensystem
In der Praxis bedeutet das: Richtig eingesetzt können ätherische Öle die emotionale Grundlage für Lernfähigkeit verbessern.
Warum das Zusammenspiel zählt – ein Praxisbeispiel
Ein Tierschutzhund mit Geräuschangst zeigt im Alltag starkes Meideverhalten. Ein verhaltenstherapeutischer Ansatz wird eingeleitet, doch Fortschritte bleiben aus. Nach gezieltem Einsatz ätherischer Öle (u. a. Lavendel, Neroli) vor kritischen Situationen sowie Aufbau eines Sicherheitsrituals zeigt sich: Der Hund reagiert gelassener, nimmt Futter wieder an – das Training kann wirksam werden.
Fazit: Es war nicht das Training allein – sondern die Kombination aus emotionaler Entlastung und verhaltensbasiertem Lernen.
Wir finden:
Wer Angst beim Hund nachhaltig begegnen will, braucht mehr als Konditionierungswissen. Es braucht ein Verständnis für die neurobiologische Grundlage von Emotionen, dass hilft dir auch die Wirkungsweise von ätherischen Ölen zu verstehen. Es braucht das Verständnis für die Art Hund (Hunde verstehen im biologischen Sinne, wie sie ticken, wie sie sind und was für sie normal ist.) Es braucht natürlich Wissen über Lerntheorie. Ätherische Öle sind kein Ersatz für Training, aber eine tiefgreifende Ergänzung im Verhaltenstraining.

👉 Mehr erfahren? Im Online-Workshop „Angst, Furcht & andere Dämonen“ tauchen wir tiefer in diese Thematik ein – inkl. ätherischer Anwendungsbeispiele & Fallbesprechung.

